Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Rosenheim eine Kleinstadt mit ca. 14 000 Einwohnern. Südlich der Prinzregentenstraße war außer Saline und Bahnhof kaum etwas, was man zu einem städtischen Zentrum zählen konnte.
Das änderte sich, als am 7. Juni 1893 ein in Rosenheim unbekannter Geschäftsmann aus München ein teilweise bebautes Grundstück südwestlich der Prinzregentenstraße erwarb. Sein Name: Thomas Gillitzer.
Er wird das Stadtbild entscheidend prägen. Durch ihn wird es in Rosenheim zum ersten Mal einen einheitlichen, in sich schlüssigen Häuserblock geben. Das Grundstück, das Gillitzer 1893 für 96 000 DM erwarb, gehörte der Erbengemeinschaft Hayler. Auch die Stadt Rosenheim hatte Interesse daran, bot aber nur 90 000 Mark und nachdem mehrere bürokratische Hürden auftraten, entschied sich Gillitzer zum schnellen Kauf. Zudem erwarb er noch ein weiteres Grundstück, um die Parzelle zu vergrößern.
Der „Rosenheimer Anzeiger“ berichtete am 31. Juli 1896: „Der theuerste Bauplatz, welcher seit langer Zeit in Rosenheim abgegeben wurde, ist gestern in den Besitz des Rentiers Thomas Gillitzer gelangt, nach langen erschwerten Unterhandlungen. Das Besitztum des Herrn Schuhfabrikanten Andreas Falbesaner wurde um den Preis von 136 000 Mark an Herrn Gillitzer abgetreten, um sein Häuserquadrat vervollständigen zu können.“
Gillitzer hat große Pläne: Er projektiert 15 Wohn- und Geschäftshäuser, darunter ein Hotel, sämtlich mit hervorragender Innenausstattung, die Fassaden im neo-barocken Stil gehalten. Gillitzer wußte jedoch um den Wert einer guten Werbung und ließ bereits 1893 Pläne und Beschreibungen der neuen Häuser verbreiten.
1894 genehmigte die Stadt die ersten sechs Wohnhäuser an der Stelle des heutigen Karstadt-Hauses, bis 1897 war das gesamte Anwesen bebaut.